Ist dem afrikanischen Kontinent mehr geholfen, wenn man den Kapitalismus vernichtet oder wenn der Kapitalismus ihn vernichtet? Und trägt sexuelle Ausbeutung mittels oraler Befriedigung von Putzfrauen zur Entwicklungshilfe bei? Mit Fragen wie diesen beschäftigen sich die drei Protagonisten in Johannes Nabers zweitem Spielfilm Zeit der Kannibalen. Öllers und Niederländer, beide mit zahlreichen sozialen Defiziten ausgestattet und latent rassistisch-sexistisch, reisen seit sechs Jahren als Unternehmensberater der „Company“ um die Welt und hoffen auf eine baldige Beförderung. In Nigeria schließt sich ihnen die weltoffene und tolerante Bianca an, die nach Ansicht der beiden Männer in einer NGO deutlich besser aufgehoben wäre. Mittels grandioser Dialoge (gesprochen von drei exzellenten Schauspielern) prallen die sehr verschiedenartigen Charaktere, die ihre Hotels nie verlassen, aufeinander. Naber verzichtet auf den erhobenen Zeigefinger und macht den Film somit theoretisch sowohl für radikale Kapitalismuskritiker als auch für vom vermeintlichen Gutmenschentum genervte Arschlöcher genießbar. Am Ende stecken sowieso alle in derselben Scheiße.
Filmplakat: Farbfilm