Ich mag Musical-Filme. Der sogenannte Mainstream hat ein gespaltenes Verhältnis zu dieser Sorte Film. Einerseits belächelt Otto-Normal-Kinogänger gerne das illustre Gesinge, andererseits waren „Chicago“ und „Mamma Mia!“ die reinsten Publikumsmagneten und „The Rocky Horror Picture Show“ ist blanker Kult. Die grandiosen Disney-Filme wie „Der König der Löwen“ oder „Die Eiskönigin“ sind nicht nur unterhaltsame Familienfilme, sondern zählen genau genommen zu den besten Musicals aller Zeiten. All das und viel mehr ist Into the Woods nicht. „Into the Woods“ ist ein Desaster, das mit seiner umfangreichen Starbesetzung ins Herz des Mainstream zielt und damit sichtlich erfolgreich ist. Im Zenrum der diffusen Handlung steht ein Bäcker (James Corden) und seine Ehefrau (Emily Blunt), die von einer Hexe (Meryl Streep) unter Androhung ewiger Kinderlosigkeit erpresst werden, in den Wald zu ziehen und vier magische Gegenstände zu besorgen. Diese gehören zufälligerweise diversen Figuren aus der Märchenwelt, die der Autor James Lapine und Komponist Stephen Sondheim (!!!) alle der Einfachheit halber in ein- und denselben Wald buxiert und mit unsinnigen Charakterzeichnungen versehen haben. Über zwei Stunden irren die Märchenfiguren von kamerafreundlicher Lichtung zu kamerafreundlicher Lichtung, führen belanglose und flache Dialoge, belegen sich gegenseitig mit einem öden aber stressenden Sing-Sang, der auf der Inhaltsebene einer Kommentarfunktion für Sehgeschädigte gleichkommt und jeglichen, denkbaren Tiefgang vermissen lässt. Die eine geglückte Szene, in der zwei Exemplare der Gattung Prince Charming um die Wette Trällern, sich ein ums andere Mal mehr in die Brust werfen und somit lächerlich machen, zeigt deutlich, dass es „Into the Woods“ mehr als gut getan hätte, wenn das ganze Märchen-Musical-Unterfangen mit einer erheblichen Wagenladung Augenzwinkern mehr ausgestattet worden wäre. Stattdessen schlufte die seichte „Bin ich ein guter Mensch? Was heißt das überhaupt“-Leier mit bierernst gemeinter Spaßigkeit von Szene zu Szene und lässt zu keinem Zeitpunkt einen Handlungsverlauf erkennen, der auch nur eine interessiert gehobene Augenbraue wert wäre. Meryl Streep, Anna Kendrick und Emily Blunt schaffen es zwar ihr grundsätzliches Sympathiepotenzial abzurufen, können jedoch zu keiner Sekunde von dem schrecklichen Gesamteindruck ablenken. Am Traurigsten dabei ist jedoch, wie unsäglich uninspiriert und nervtötend die Musik nahezu jeden Moment des Films nur noch unerträglicher macht. Dass dieser Film von Regisseur Rob Marshall und damit aus derselben Hand wie „Chicago“ stammt, ist unbegreiflich. Der einzige Trost bei „Into the Woods“ ist, dass man Johnny Depps Auftritt als großer böser Wolf schon nach dem ersten Drittel des Films nicht mehr ertragen muss.
Filmplakat: Walt Disney Pictures
Unterschreib ich so. Was für ein nerviges und viel zu langes Musical für arme.