Fast & Furious 7

Furious7In Hollywood läuft derzeit so etwas wie eine Sexismusdebatte. Es geht dabei um Frauen, die weder in den Hauptrollen großer Filme noch auf den Regiestühlen auftauchen, und um Rollenbilder, die durch aktuelle Blockbuster transportiert werden. Ob sich durch die Debatte etwas ändern wird, ist noch ungewiss. Dass sich was ändern muss, ist hingegen klar. Siehe: Fast & Furious 7. Selbst für Hollywoodverhältnisse ist das Ausmaß, in dem weibliche Personen hier zu Objekten degradiert werden, enorm. Dass die Hauptrollen allesamt mit Männern besetzt sind, ist dabei wahrlich noch das kleinste Problem. Auch dass permanent halbnackte Frauen durchs Bild rennen und ihnen die Kamera vor allem auf Arsch- beziehungsweise Ausschnitthöhe begegnet, war zu erwarten. Aber wie unwidersprochen sich hier zwei männliche Charaktere, die als Sympathieträger fungieren sollen, unterstützt durch eine lüsterne Regie als sexistische Machoarschlöcher aufspielen dürfen, das hat schon eine neue (oder zumindest überwunden geglaubte) „Qualität“. In einer Szene steigt Neuzugang Nathalie Emmanuel (bekannt aus „Game of Thrones“) aus dem Meer und wird dabei aus sicherer Entfernung von Ludacris und Tyrese Gibson beobachtet. Als den beiden schon längst förmlich der Speichel aus dem Mund läuft, geht die Kamera ganz nah ran an den „Traumkörper“ und fährt ihn einmal von unten nach oben ab, aber so langsam, dass die im Bikini springenden Brüste ganz genau zu bewundern sind. Anschließend wird man Zeuge der „Verhandlungen“ der beiden Männer, darüber, wem von beiden die Frau denn nun gehört. Wir schreiben das Jahr 2015 – man glaubt es kaum. Wäre „Fast & Furious 7“ ein guter Film, würde ich aufgrund dieser Szenen trotzdem davon abraten, solchen Mist auch noch mit Eintrittsgeld zu belohnen. Glücklicherweise lässt sich vom Kinogang auch einfach deswegen abraten, weil dies grundsätzlich – genau wie die Vorgänger – ein ziemlich schlechter Film ist: mit flachen Charakteren (im Falle des von Jason Statham gespielten Bösewichts, der permanent aus heiterem Himmel auftaucht, quasi schon als Karikatur angelegt), dümmlichen Dialogen, pubertärem Humor und lächerlicher Wannabe-Coolness. Und selbst die Action strengt trotz einiger unzweifelhaft spektakulärer Momente dank Wackelkamera, Schnittstakkato und unaufhörlich scheppernder Soundkulisse eher an als dass sie sich genießen ließe. Daran ändert leider auch die Anwesenheit von James Wan auf dem Regiestuhl nichts, obwohl der schon bewiesen hat, dass er neben Grusel auch Action inszenieren kann. Hier muss er sich aber fast komplett in den Stil des Franchises einfügen. Nur in einigen wenigen Momenten, etwa wenn bei Kämpfen die Kamera gemeinsam mit den Protagonisten „zu Boden geht“, merkt man mal kurz so etwas wie eine Handschrift. Und so wartet man mehr als zwei Stunden bis zur einzigen wirklich gelungenen Szene des Films: dem Abschied vom während der Dreharbeiten verstorbenen Paul Walker. Dieser ist – man mag es kaum glauben – angemessen, aufrichtig und, ja, in Anbetracht der realen Umstände, auch zu Tränen rührend.

 

Filmplakat: Universal

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