Wenn auch jeder Film selbstverständlich für sich selbst stehen mag, sollten wir dennoch nicht so tun, als würden gewisse Namen keinen Schatten vorauswerfen und eine bestimmte Erwartungshaltung hervorrufen. Und so kann ein wirklich gelungener, spannender und interessanter Film wie Gone Girl doch irgendwie enttäuschen – ist sein Schöpfer doch niemand anderes als David Fincher, dem wir „Sieben“, „Fight Club“, „The Game“ und „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ zu verdanken haben. Mit „Gone Girl“ adaptiert Fincher den gleichnamigen Erfolgsroman der US-amerikanischen Autorin Gillian Flynn und schickt Ben Affleck und Rosamund Pike in einen Ehe-Thriller um Betrug, Täuschung und … Mord? Hat jener etwas abwesend wirkende Nick Dunne (Affleck) etwas mit dem Verschwinden oder der Entführung oder gar der Tötung seiner Frau Amy (Pike) etwas zu tun? Eigentlich genau die richtige Mixtur für einen Thriller nach Fincher – und doch schafft es der Meister der abgründigen Charaktere und wendungsreichen Spannungsbögen dieses Mal nicht, dem Material eine wirklich stimmige Form zu geben. „Gone Girl“ wirkt ein bisschen zu lang, hat ein paar seltsam überflüssig scheinene Szenen, lässt wenig echte Überraschungen aufkommen, mäandert teilweise musikalisch richtungslos umher, lässt kaum authentische Nähe zu den Charakteren zu und wirkt im Ganzen etwas unrund und unfertig. Gemessen an der Erwartung gegenüber einem neuen Fincher-Film, versteht sich. Und dieser etwas müde Nachgeschmack ist sehr schade, weil „Gone Girl“ ansonsten eben ein wirklich interessanter, spannender und doch gelungener Film ist und ihn so oder so kein Filmfan verpassen sollte.
Filmplakat: 20th Century Fox