Runde 6: Die Apokalypse spaltet die Spitze
Eines vorab: Mit einem kürzlich begangenen Feiertag in Deutschland hat es nichts zu tun, dass an der Spitze der „Dark Movies“ zum ersten Mal gleich zwei Filme eine Einheit auf dem gemeinsamen ersten Platz bilden. Sondern damit, dass beide gleichermaßen beeindruckend, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise, einsame Überlebende einer Apokalypse in den Mittelpunkt stellen. Deren Leben ändert sich jeweils durch den Auftritt zweier weiterer Figuren. Auch der Drittplatzierte handelt vom (gerade noch abgewendeten) Weltuntergang, kann mit seinen beiden Genrefreunden jedoch nicht ansatzweise mithalten.
Platz 3: THE REZORT
(IMDb)
Zombiefilm, Großbritannien/Spanien/Belgien 2015, 87 Minuten, FSK 16
Cast & Crew
Regie: Steve Barker („Outpost“)
Drehbuch: Paul Gerstenberger („Bad Meat“)
Darsteller: Jessica De Gouw („Underground“, „Arrow“, „Dracula“), Richard Laing („Game of Thrones“), Martin McCann („The Survivalist“, s.u.)
Inhalt
Auf einer Insel sind Zombies die Hauptattraktion eines Vergnügungsparks – als untote Zielscheiben.
Kritik
Die Prämisse ist nett: Menschen fahren auf eine Insel und schießen dort aus sicherer Distanz auf Zombies. Manche machen es aus Spaß, andere um Frust abzubauen oder ein Trauma zu überwinden. Um mit dem Film halbwegs Spaß zu haben, muss man jedoch auch eine zweite, extrem unglaubwürdige Prämisse akzeptieren: die Sicherheitsmaßnahmen an dem wohl gefährlichsten Ort der Welt sind lächerlich schlecht – aber halt Bedingung dafür, dass die Zombies den Spieß umdrehen können und ihrerseits auf Menschenjagd gehen. Was dann folgt, ist wenig berauschend: Das Drehbuch klappert nach und nach jede Wendung und Zuspitzung genau so ab, wie man es von einem konventionellen Zombiefilm erwartet. Was in der Regel noch zu verkraften ist, solange die Splattereinlagen überzeugen. Doch auch in diesem Punkt gibt’s hier nur wenig Unterhaltsames zu sehen. Eine einzige Idee macht den Film ansatzweise genießbar – der Rest erzeugt eher Übelkeit.
Fazit
Pro: interessante Prämisse
Contra: es mangelt an glaubwürdigen/spannenden/unterhaltsamen Charakteren, Dialogen, Plotelementen, Splattereinlagen
Bedingt sehenswert.
Platz 1: THE SURVIVALIST
(IMDb)
Endzeit-Drama, Großbritannien 2015, 104 Minuten, FSK 16
Cast & Crew
Regie/Drehbuch: Stephen Fingleton
Darsteller: Martin McCann („The Rezort“, s.o.), Mia Goth („Nymphomaniac 2“), Olwen Fouere
Inhalt
Ein junger Mann lebt allein in einem Haus. Er hat die Apokalypse überlebt. Plötzlich bekommt er Besuch.
Kritik
Die ersten Sekunden des Films sind denkbar schlicht, erklären aber alles, was man wissen muss: Zwei Linien zeichnen die Entwicklung der Erdbevölkerung und des Ölverbrauchs nach. Als letztere – wohl infolge eines Mangels – sinkt, bricht auch erstere ein. Bis niemand mehr übrig ist. Oder besser: Fast niemand. Die namenlose Hauptfigur lebt zurückgezogen in einer Hütte im Wald und tut das, was nötig ist, um zu überleben: jagen, töten, wachsam sein, Boden besamen. Eines Tages steht eine Mutter mit ihrer wohl noch minderjährigen Tochter vor der Tür. Sie dürfen bleiben: Unterkunft und Nahrung gegen Sex mit der Jüngeren. Geredet wird nicht viel in diesem Film. Er lebt von Stimmungen, Andeutungen, ziemlich kaputten Menschen und dem ständigen Gefühl, dass den anderen nicht zu trauen ist. Auch ist völlig unklar, ob es im Wald oder außerhalb davon, noch irgendetwas anderes gibt. Wer stets an das Schlechte im Menschen glaubt, wird an „The Survivalist“ seine Freude haben.
Fazit
Pro: authentische Charaktere, knallhart und kompromisslos, atmosphärisches Wald-Setting
Contra: gegen Ende etwas hektisch
Sehenswert.
Platz 1: Z FOR ZACHARIAH
(IMDb)
Endzeit-Drama, USA 2015, 94 Minuten, FSK 12
Cast & Crew
Regie: Craig Zobel („Compliance“)
Drehbuch: Nissar Modi
Darsteller: Margot Robbie, Chiwetel Ejiofor, Chris Pine
Inhalt
Eine junge Frau lebt allein in einem Haus. Sie hat die Apokalypse überlebt. Plötzlich bekommt sie Besuch.
Kritik
Auf den ersten Blick erzählen „The Survivalist“ und „Z for Zachariah“ eine sehr ähnliche Geschichte: die Menschheit ist zu großen Teil tot, ein(e) Überlebende(r) kämpft sich irgendwie durch und trifft auf andere Überlebende. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die schüchterne, unschuldige, streng gläubige und sehr vertrauensseelige Ann hat den radioaktien Störfall aus irgendeinem Grund überlebt und kommt nun in ihrem Haus mit den großen Feldern recht gut über die Runden. Als schon nach kurzer Zeit John dazustößt, ist die Beziehung nicht von Misstrauen und Feindschaft, sondern von Zuneigung geprägt, was sich im Laufe des Films in starken emotionalen Szenen und Bildern entlädt. Anders als in „The Survivalist“ geht es hier nicht um das Überleben an sich, sondern schon darum, wie dieses Überleben konkret gestaltet werden soll. Die Ankunft von Caleb, der insbesondere das Misstrauen von John auf sich zieht, verkompliziert die Lage. Regisseur und Drehbuch spielen geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer. Insbesondere das zurückhaltende und dennoch nuancierte Spiel der drei Darsteller trägt den Film. Zusammen mit „The Survivalist“ bildet „Z for Zachariah“ das perfekte Double-Feature für einen endzeitlichen Herbstabend.
Fazit
Pro: starke Darsteller, die perfekt miteinander harmonieren; beschäftigt sich mit grundsätzlichen Fragen menschlichen Zusammenlebens
Contra: wirklich geniale Momente fehlen
Sehenswert.
Vielen Dank an Ascot Elite („The Rezort“), Pierrot le Fou („The Survivalist“) und Tiberius („Z for Zachariah“, auch Titelbild) für Bereitstellung von Rezensionsexemplaren und Bildmaterial.