Warum gerade du? Weil du keine Kraftmeierei und keinen Heroismus brauchst. Weil du nicht dauernd mit billigem, aufgebauscht anzüglichem „Fanservice“ herumwackelst. Weil du wunderschön gezeichnet bist und altmodischen Designcharme mit moderner Technik verbindest. Weil du mich als Anime-Fan ernst nimmst und mich nicht nur als Anhänger eines bestimmten etablierten Genres betrachtest. Weil du mich als Zuschauer ernst nimmst, als Mensch mit einem komplizierten Leben, der sich mit Charakteren auf mehr Ebenen identifizieren will als nur hinsichtlich des Gefühls, der Allerbeste in irgendwas zu sein. Weil für dich Kōko, Banri, Mitsuo, Linda, Chinami, 2D-kun und Nana und all die anderen nicht nur eindimensionale Zeichentrickfiguren sind. Weil du Respekt vor den manchmal nichtig scheinenden Problemen junger Menschen hast, ihren Irrungen mit Sympathie begegnest. Und weil du die Zeit des Aufbruchs, den Beginn des Studiums, des Umziehens in die Stadt und Sprengen des alten, auf die Heimat beschränkten Horizonts der Welt als jene magische, goldene Zeit zeichnest, die sie für viele Menschen ist.

Mich stört auch nicht jener vermeintliche Makel, den andere dir unter die Nase zu reiben versuchen. Dass einige Aspekte im Bezug auf Banris Gedächtnisverlust vielleicht unnötig übernatürlich anmuten mögen und nicht ganz zu dem sonstigen Fokus auf authentische Charaktererzählung passen, kann ich dir einfach nicht übel nehmen. Für mich trägt sie fast sogar zu deinem Charme bei, die kleine schiefe Note, die die Harmonie erst perfekt macht.

Darum du! Weil ich nicht auf etwas Einzelnes zeigen und damit erklären kann, warum du mir so wichtig bist. Da – und jetzt werde ich wohl selbst ein bisschen kitschig – es meist nur dann klick macht, wenn etwas mehr ist als die Summe seiner Teile. Da du so viel Sorgfalt in eine einzelne, 24-minütige Episode steckst, dass es mir so vorkommt, als wären 60 Minuten fernab jeder Langeweile vergangen. Da du keine Zeit verschwendest, mit einem klaren Ziel deine Erzählung entwickelst und trotzdem für alle Nebensächlichkeiten des Alltags von Banri und Co. dir sorgfältig Zeit zu nehmen weißt. Da deine Dramatik sich mit urkomischem Slapstick paaren kann, ohne je albern, unausgeglichen oder unangebracht zu wirken. Da du verklärt nostalgisch und verträumt bist, zugleich aber einen so ehrlichen Realismus und eine authentische Zuneigung zu jener Geschichte transportierst, die du erzählst, wie es die meisten Live-Action-Serie nicht hinbekommen. Weil bei dir eine Romanze nicht aufhört, wenn sich zwei gekriegt haben, sondern gerade dann erst beginnt. Weil es mit dir über Stock und Stein, durch nervöse Mägen und Herzflattern, beißendes schlechtes Gewissen und ungewisse Sehnsucht geht.

Mein Golden Time – ich glaube, ich bin frisch verliebt, in dich. Und nach bislang geschauten 21 Episoden sehe ich schon jetzt mit schwerem Herzen dem Tag entgegen, wenn du mit Folge 24 abgeschlossen sein wirst.

Alle bisher erschienenen und hoffentlich noch kommenden Folgen von Golden Time gibt es z.B. auf dem Webportal Crunchyroll zu gucken.

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Bilder Copyright: King Record Company Limited