Halloween fällt in diesem Jahr auf einen Donnerstag. Das heißt: Genau am 31. Oktober kommen neue Filme ins Kino, darunter zwei aus dem Horrorgenre: „Scary Stories to Tell in the Dark“ und „Halloween Haunt“. In beiden Filmen geht es um Jugendliche, die sterben. Aber nur einer der beiden ist empfehlenswert. Lest den folgenden Text, um zu erfahren, welcher der bei… nein, Quatsch, hier die Auflösung: „Halloween Haunt“ ist der bessere Film. Lest den Text trotzdem. Danke. Buh!
Beide Filme sind sich in einigen Punkten durchaus ähnlich. Sowohl in Scary Stories to Tell in the Dark als auch in Halloween Haunt stehen Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene im Mittelpunkt – ebenso wie ein Haus, in dem das Unheil seinen Lauf nimmt.
In „Scary Stories“ verbringen Stella und ihre Freunde allerdings nur wenig Zeit in jenem Haus. Es ist alt und offenbar verlassen und aus einem Versteck ein Buch zu klauen, war offenbar keine gute Idee, wie sich bald herausstellt. Denn dieses Buch schreibt regelmäßig Gruselgeschichten mit tödlichem Ausgang von ganz allein. Und natürlich sind es Personen im Umfeld von Stella, die davon betroffen sind.
Im Vergleich zu „Haunt“ ist es der deutlich konventionellere Film. Die Charaktere verhalten sich mäßig clever, überraschende Wendungen sind rar und das Ende gerät reichlich konfus. Doch während sich der Film über seine knapp zwei Stunden ziemlich dahinschleppt, sind zumindest die Szenen, in denen die Charaktere auf tödliche Bedrohungen wie Mumien, Vogelscheuchen oder nicht näher definierbare Monster treffen, einigermaßen spannend inszeniert. Wenn sich beispielsweise eines der unheimlichen Wesen einem unglücklichen Opfer in verlassenen Gängen immer weiter Stück für Stück nähert und dabei stets in Blickrichtung auftaucht – egal wie oft die Person die Blickrichtung wechselt –, erzeugt das ein angenehm unangenehmes Gefühl der völligen Ausweglosigkeit, das auch visuell angemessen umgesetzt ist.
Der klar bessere Film ist dennoch „Haunt“. Hier fährt eine Gruppe von sechs Freund*innen an Halloween zu einem Geisterhaus. Nicht in dem Sinne, dass es sich um ein verlassenes Haus, in dem es spuken soll, handelt, sondern um ein gewöhnliches Haus, das so dekoriert wurde, dass es seine Besucher*innen ordentlich erschrecken kann. Ein schweigsames Wesen mit Clownsmaske begrüßt die Jugendlichen am Eingang, nimmt die Handys an sich und schickt sie dann ins Ungewisse.
Im Haus steigert sich das Grauen allmählich: ein „Skelett“ von der Seite wie in der Geisterbahn, Särge, die als Türen dienen, Spinnen, Löcher in der Wand, in die man hineinfassen soll, Wege, die die Besucher*innen voneinander trennen – und dann: die Hinrichtung eines Menschen, doch im entscheidenden Moment schließt sich der Vorhang. Und bei den schockierten Anwesenden und den möglicherweise ebenso schockierten Zuschauer*innen stellt sich die Frage: Habe ich das richtig gesehen? War es ein Trick? Ist das alles echt?
„Haunt“ ist sehr atmosphärisch erzählt, sehr brutal, aber auch sehr geschickt darin, möglichst lange offen zu lassen, was genau in diesem Geisterhaus eigentlich vor sich geht – ob es blutiger Ernst oder nicht doch ein über die Grenze des Erträglichen gedehnter Scherz ist; ob die Bewohner*innen auf der Seite der Besucher*innen oder ihnen feindlich gegenüber stehen; ob es darum geht, zu überleben, oder darum, den Ausgang zu finden – oder ob es nicht eigentlich aufs Gleiche hinausläuft. Auch „Haunt“ ist an manchen Stellen etwas zu konventionell geraten, wirkt aber dennoch vom Anfang bis zum Ende wie ein stimmiges Ganzes – auf engem Raum und fast in Echtzeit.
Filmplakate: Entertainment One („Scary Stories to Tell in the Dark“), Splendid („Halloween Haunt“); Titelbild: Splendid („Halloween Haunt“)