Am Sonntag bist du tot

Am-Sonntag-Bist-Du-Tot-DE-PosterVielleicht wird es nach über 2000 Jahren mal wieder Zeit, dass jemand für die Sünden der Menschen stirbt. Oder noch besser: für die Sünden der katholischen Kirche. Jemand aus Vater James‘ (Brendan Gleeson) Gemeinde beichtet seinem Pfarrer, dass er ihn am Sonntag in einer Woche umbringen wird, weil er einer jener wenigen, wirklich guten Pfarrer ist. Während Vater James diese Offenbarung zu verarbeiten und begreifen versucht, verlangen jedoch die Bewohner der kleinen, irischen Pfarrgemeinde mit ihren allzu menschlichen, seltsamen Problemen seine Aufmerksamkeit, Fürsorge und Schlagfertigkeit. Denn in dieser zeitgenössischen Ortschaft, die mit einem feinsäuberlichen Skalpell aus der Zeit heraus- und für Zelluloid zugeschnitten zu sein scheint, hat jede Seele eine Zwiebelhaut zum Abpuhlen und Erforschen. Und zugleich sind sie doch auch Archetypen, die eine mannigfaltige Reflexionsfläche bieten, in der sich Protagonist Vater James spiegeln kann. Brendan Gleeson zeichnet die Figur des Vater James dabei mit breiten sowie grazilen Pinselstrichen, sehr dunklen und lebensfroh-hellen Farben. Sein Spiel zwischen Würde, Mitgefühl, Zynismus, Zweifel und Verzweiflung trägt die ganze erzählerische Weite und Varianz von Am Sonntag bist du tot („Calvary“). Diese kleine, emotionale Odyssee kennt praktisch keine schwachen Etappen. Keine Szene – egal wie unwirklich oder dramatisch oder profan oder metaphorisch – bricht mit der Authentizität der Erzählung. Als ein glänzender Vertreter der filmischen Singer-Songwriter-Gattung zeigt uns Regisseur und Drehbuchautor John Michael McDonagh mit „Am Sonntag bist du tot“ einen so sonderbar gelungenen Film, dass es Kritikerfinger gar zu albernen Poetenallüren verleitet. Um die Blamage dabei aber in Grenzen zu halten, sollte mit den folgenden Worten Schluss sein: „Am Sonntag bist du tot“ ist einer der bemerkenswertesten Filme des Jahres.

 

Filmplakat: Ascot Elite

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