Nichts, wirklich gar nichts hat mich eigentlich dazu gereizt, diesen Film zu schauen. Doch die überraschend positiven Besprechungen im Anschluss an die Vorführung auf der diesjährigen Berlinale haben meine Neugier geweckt und – ja – tatsächlich darf die neueste Verfilmung des klassischen Märchens als gelungen bezeichnet werden. Das liegt zum einen daran, dass der Stoff auch nach Jahrhunderten noch nichts von seiner Aktualität verloren hat. Eine gute Seele, namentliche Ella, gespielt von Lily James, gerät an die Grenzen ihrer Barmherzigkeit, wenn sie von ihrer abgrundtief bösen Stiefmutter und deren lediglich an Oberflächlichkeiten interessierten Töchtern gnadenlos ausgenutzt wird, bis hin zur Quasi-Versklavung. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf des Guten gegen das Böse um Gerechtigkeit – das zieht immer, auch hier, vor allem dank einer liebe- und lustvollen Inszenierung sowie überzeugenden Darstellerinnen, wobei wieder einmal Cate Blanchett, diesmal als Schurkin, herauszuheben wäre. Darüber hinaus überzeugt Cinderella mit schönen Kostümen, glamouröser Ausstattung und sparsam, aber sinnvoll eingesetzten Spezialeffekten. Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Denn genau genommen ist dieser Film nicht wirklich empfehlenswert. Er wagt nichts und er variiert nichts. Trotzdem: Das, was er macht, macht er gut. Und in Zeiten, in denen ein Wort wie „Gutmensch“ in inflationärer Weise verächtlich benutzt wird, ist es ganz einfach auch mal schön, mit der Gewissheit, dass der „Gutmensch“ am Ende siegen wird, einen Film zu gucken.
Filmplakat: Walt Disney