Mit dem unkonventionellen Superheldenfilm Glass endet die – zumindest von Fans – sogenannte „Eastrail 177“-Trilogie und damit ein Stück Kinogeschichte. Es dürfte keinen vergleichbaren Fall gegeben haben, in dem erst das Ende eines Films verraten hat, dass es sich eigentlich um eine Fortsetzung zu einem anderen Film handelt. Nach dem fast 20 Jahre alten „Unbreakable“ und dem noch jungen „Split“ vereint M. Night Shyamalan nun seine außergewöhnlichen Charaktere. Bereits nach wenigen Minuten treffen der offenbar unverwundbare David Dunn (Bruce Willis), der genial-gefährliche Mr. Glass (Samuel L. Jackson) und die 24 Identitäten des Kevin Wendell Crumb (James McAvoy) in einer therapeutischen Einrichtung aufeinander. Dort versucht die von Sarah Paulson gespielte Ärztin Ellie Staple ihre außergewöhnlichen Patienten davon zu überzeugen, dass deren Fähigkeiten plausibel erklärbar sind – und liefert dafür überzeugende Argumente. „Glass“ dreht das Rad also wieder zurück. Nachdem Shyamalan sein Publikum erst davon überzeugt hat, dass unter anderem die Bestie tatsächlich existiert, weckt er jetzt wieder massive Zweifel daran. Das Klinikszenario bricht dabei mit den Erwartungen, die man nach dem Ende von „Split“ und den ersten Minuten von „Glass“ haben durfte; es gibt zunächst keine direkte Konfrontation zwischen Dunn und Crumb, allenfalls eine therapeutische. Unterhaltsam und spannend ist es dennoch – schließlich ahnt man ja, dass da noch etwas im Verborgenen lauert. Auch in der zweiten Filmhälfte weiß Shyamalan immer wieder zu überraschen, aber nicht alle Ideen passen zueinander. „Glass“ ist insgesamt weniger ein stimmiges Ganzes als vielmehr die faszinierende Summe starker Szenen, überzeugender Darsteller*innen und eigenwilliger Perspektiven auf das Comic-Genre. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern bleibt das Emotionale diesmal leider auf der Strecke.
Filmplakat: Walt Disney