Eigentlich sollte Jane Got a Gun für Regisseurin Lynne Ramsay der nächste Film nach „We Need to Talk About Kevin“ werden. Doch wegen Meinungsverschiedenheiten mit den Produzenten blieb der Regiestuhl am ersten Drehtag einfach leer. Nur einen Tag später nahm Gavin O’Connor, der zuvor das intensive Boxdrama „Warrior“ inszeniert hatte, darauf Platz. Auch zahlreiche Schauspieler verließen – teilweise aus Solidarität mit Ramsay – das Projekt oder wechselten munter die Rollen. Doch was zwischenzeitlich auf dem besten Weg schien, zum Desaster zu geraten, wurde letztlich ein bemerkenswerter Film, dem man die Turbulenzen während der Produktion nicht anmerkt. In ihrer ersten anspruchsvollen Rolle seit dem Oscar-Lieferanten „Black Swan“ überzeugt Natalie Portman als verzweifelte Western-Heldin Jane Hammond, deren Mann Bill (Noah Emmerich) nach einer Schießerei mit den berüchtigten Bishop Boys schwerverletzt daheim im Bett liegt. Weil die Outlaw-Gang unter ihrem Anführer Colin McCann (kaum wiederzuerkennen: Ewan McGregor) ihr Werk zu Ende bringen möchte, sucht Jane Hilfe bei einer Person, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat: ihrem Ex-Mann Dan Frost (Joel Edgerton). Doch bevor es zum spektakulären Showdown kommt, reißen alte seelische Wunden wieder auf. Die zu diesem Zweck teils hastig eingestreuten Rückblenden wirken anfangs etwas beliebig, ergeben am Ende jedoch ein stimmiges und grausames Gesamtbild. Blei, Blut, schöne Landschaften, markige Worte, opulente Bilder und große Gefühle – dieses Western-Drama hat alles, was man sich als Genre-Fan davon erhoffen durfte. Plus: ein Jahr nach „The Homesman“ die nächste starke weibliche Hauptrolle in einem solchen Film.
Trailer spoilert massiv, deshalb keine Verlinkung
Filmplakat: Universum