Hätte es solche Wetten bei „Wetten, dass…“ gegeben, wäre Markus Lanz jetzt vielleicht noch auf Sendung. Am Tag der Toten, an welchem jener durch die Lebenden gedacht wird, besuchen die Geister La Muerte, liebevolle Herrscherin über das Reich der Erinnerten, und Xibalbá, hinterlistiger Herrscher über das Reich der Vergessenen, die Erde. Sie erspähen dort ein Mädchen namens Maria, das von zwei Halbwaisen – Manolo und Joaquín – umworben wird. Der eine liebt neben Maria die Musik, soll gemäß alter Familientradition aber ein großer Matador werden. Der andere sieht sich in die Fußstapfen seines Vaters treten, der ein großer Krieger war. La Muerte und Xibalbá schließen eine Wette ab, welcher der beiden Heranwachsenden zuerst Marias Herz erobert. Doch Xibalbá spielt nicht fair und lockt Manolo in eine tödliche Falle, wodurch dieser im Reich der Erinnerten landet. Manolo und das Buch des Lebens ist ein US-amerikanischer Animationsfilm, hat aber kaum etwas mit den meisten Artgenossen aus diesem Land zu tun. Drehbuchautor und Regisseur Jorge R. Gutiérrez sowie seinen Tricktechnikern ist ein romantischer, witziger (auch selbstironischer) und detailbesessener Film gelungen, der technisch nicht auf höchstem Niveau spielen und das Rad nicht komplett neu erfinden mag, neben den genannten Stärken aber vor allem auf eine nicht bereits hundertmal erzählte Story und originelle, liebenswürdige Charaktere mit Wiedererkennungswert setzt. Besonders hervorzuheben ist das Bemühen, Männlichkeitsrituale, Frauenrollen, vermeintlich unantastbare Traditionen und generell gesellschaftliche Zwänge kritisch zu hinterfragen. Stattdessen feiert man das Leben, die Liebe und – gewissermaßen – auch den Tod. Ja, selten hat ein Animationsfilm das Sterben so sehr zum Thema gemacht und dabei am Ende dennoch so viel gute Laune verbreitet. Das alles zusammengenommen macht „Manolo“ zu einem für Erwachsene sehenswerten und für Kinder lehrreichen Film.
Filmplakat: 20th Century Fox