Irgendwann während der ersten Staffel von „The Walking Dead“ gab es bei mir die Hoffnung, die Serie könnte der Zombiemythologie etwas Neues hinzufügen. Doch die hohe Qualität der ersten Staffeln resultierte eher aus den zwischenmenschlichen Grausamkeiten, der schonungslosen Brutalität und manch inszenatorischer Wucht denn aus bahnbrechend neuen Vorstellungen über das Wesen von Zombie und übertragenem Virus. Wer aber genau so etwas von einem Genrebeitrag erwartet, ist bei The Girl with All the Gifts des bislang eher unbekannten Regisseurs Colm McCarthy gut aufgehoben. Darin spielt die heute 14-jährige Sennia Nanua das Mädchen Melanie, das sich – genau wie einige andere Art- und Altersgenossen – auf einer Militärbasis verschiedenen Experimenten unterziehen muss und dabei überhaupt nicht menschenwürdig behandelt wird. Dies liegt vor allem daran, dass Melanie nach Ansicht der Militärs kein Mensch, sondern eine Art Zombie ist. Im Film ist vor allem von „Hungries“ und Infizierten die Rede. Kurz bevor Melanie unter dem Skalpell einer Wissenschaftlerin landet, kann und muss sie gemeinsam mit einigen „normalen“ Menschen die Flucht antreten. Hat man die ersten 15 Minuten, in denen arg mit dem symbolischen Holzhammer gearbeitet wird, überstanden, entwickelt sich „The Girl with All the Gifts“ zu einem über weite Strecken starken Endzeitstreifen, der durch harte Zombieaction, starke Darsteller, spannende Momente und interessante Ideen besticht. Letztere betreffen beispielsweise die Art und Weise, wie „Hungries“ ihren Tag verbringen und auf Menschen reagieren, oder die Verbreitung der Pilzkrankheit, welche auf ganz neuen Wegen geschieht. Letztlich hat dieser Film somit innerhalb von zwei Stunden mehr für das Zombiegenre geleistet als „The Walking Dead“ im Laufe der gesamten Serie.
Filmplakat: SquareOne / Universum