Hunde sind treudoof und Katzen ziemlich hinterhältig. Ob diese weit verbreitete Wahrnehmung der Realität entspricht, zu verallgemeinernd formuliert ist oder gar überhaupt nicht zutrifft, mag ich als Allergiker nicht beurteilen. Für Jerry (Ryan Reynolds), den Protagonisten in Marjane Satrapis schwarzer Tragikomödie, dürfte es jedoch genau diesen Anschein haben. Wenn er von der Arbeit in einer Kleinstadt nach Hause kommt, reden ihm seine Tiere gut und schlecht zu. Der Hund hält ihn für einen anständigen Kerl, die Katze möchte ihn zum Serienkiller machen. Weil der Film ab 16 Jahren freigegeben wurde, setzt sich selbstverständlich die Katze durch, sodass Jerry, zwei von Gemma Arterton und Anna Kendrick gespielte Kolleginnen sowie ein großes scharfes Messer bald Bekanntschaft miteinander machen. Im Kern ist das natürlich eine ziemlich traurige Geschichte, weil Jerry – genau wie seine Mutter – krank ist, Stimmen hört, wo keine sind, und mit einer ihm innewohnenden Brutalität klarkommen muss, die einem erfolgreichen sozialen Leben im Wege zu stehen scheint. Regisseurin Satrapi („Persepolis“) stand nun vor der Herausforderung, komische und tragische Momente unter einen Hut zu bekommen und tat genau das – alles in einen Topf werfen. Das drückt sich dann beispielsweise in den ersten blutigen Szenen sehr deutlich aus, wenn Slapstick, Dialogwitz, absurde Zufälle, kaum zu ertragende Brutalität und bedrückender Schmerz eine Allianz bilden, die man sowohl als gelungen als auch als unpassend empfinden kann. So ziemlich alles, was Jerry anstellt – seien es nun Gespräche mit Menschen oder mit Tieren – erzeugen Mitleid, aber auch den Wunsch, hemmungslos über ihn zu lachen. Für mich hat diese Mischung gut funktioniert und gerade das Widersprüchliche, eigentlich nicht zueinander Passende, verleiht dem Film ein paar angenehme Ecken und Kanten, mit denen man als Zuschauer arbeiten muss. Leider krankt The Voices an einem überforderten Schauspieler, die die Nuancen seines Charakters, die das Drehbuch vorsieht, nicht in eine glaubwürdige Mimik übersetzen kann (in einer halbwegs vergleichbaren (Dreifach-)Rolle in „The Nines“, der hierzulande 2012 auf DVD rauskam, hat mir Reynolds besser gefallen) sowie einem schwachen letzten Akt, der auf voller Empathie mit der Hauptfigur aufbaut, die wegen erstgenannten Problems aber nicht gegeben ist.
Filmplakat: Ascot Elite