Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob es das große Glück oder das große Pech von Chris Rock ist, etwa zeitgleich mit „Birdman“ in die Kinosäle eingezogen zu sein. Die von ihm inszenierte und geschriebene sowie mit ihm in der Hauptrolle besetzte Komödie Top Five ist natürlich kein zweiter „Birdman“, vor allem nicht in qualitativer Hinsicht. Aber gewisse Vergleiche drängen sich auf. In beiden Filmen geht es um Schauspieler in der Sinnkrise, die sich auf ungewohntes Terrain begeben (in diesem Fall möchte ein Komödiendarsteller auch mal was Ernstes ausprobieren), um Verweise auf die Medien- und Showbizszene und beide wirken sehr verdichtet – „Birdman“ räumlich (Theater) und zeitlich (die One-Take-Suggestion), „Top Five“ zumindest letzteres. Der Einstieg ist ein rasanter Dialog zwischen Chris Rocks Charakter Andre Allen und Chelsea Brown, gespielt von Rosario Dawson, die ihn, wie wir später erfahren werden, für die New York Times interviewt. Es geht um zukünftige Präsidenten und welche „Behinderungen“ diese haben dürften, um für den gemeinen US-Amerikaner noch wählbar zu sein. Ähnlich temporeich geht es weiter, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich Chris Rock irgendwie verheddert und nicht mehr so recht weiß, ob er hier ein selbstreferenzielles Künstlerporträt oder eine handelsübliche Schnulze abliefern soll. Zudem zünden die Gags an den entscheidenden Stellen manchmal überhaupt nicht – etwa in der Szene, in der Andre Allen seine vermeintliche und bejubelte Rückkehr zu alter Comedyform feiert, aber eigentlich nichts anderes erzählt als „Blowjob, Blowjob, Blowjob“. Und sind wir mal ehrlich: Das sind ziemliche Wohlstandsprobleme, denen man hier beiwohnen darf. In die Charaktere von „Birdman“, der auch formell in jeder Hinsicht besser war, konnte man da deutlich mehr investieren. Trotzdem: Im Großen und Ganzen macht „Top Five“ schon Spaß, ist aber nicht der Hit, den viele Kritiken in den USA haben erhoffen lassen.
Filmplakat: Paramount