Februar
Der wohl größte Konkurrent (der sich mittlerweile vielleicht sogar schon zum Favoriten gemausert hat) zum im Vormonat gestarteten 12 Years a Slave heißt American Hustle. Regisseur und Co-Autor David O. Russell vereint darin erneut das Silver Linings-Traumpaar Jennifer Lawrence und Bradley Cooper und stellt diesem Christian Bale und Amy Adams an die Seite, mit denen er bereits bei The Fighter zusammengearbeitet hat. Lawrence und Bale durften sich für diese Filme jeweils über einen Oscar freuen. Adams und Cooper waren immerhin nominiert. Zahlreiche Nominierungen darf man auch diesmal erwarten. Bei den Golden Globes ist American Hustle in dieser Hinsicht gleichauf mit 12 Years a Slave: Film, Regie, Drehbuch und statt Musik noch eine Darstellernominierung mehr, also vier.
Mindestens bei den Darstellerpreisen dürfte auch Dallas Buyers Club ein Wörtchen mitreden. Einige Kritiker sprechen von der besten Leistung in der sehr wechselhaften Karriere des Matthew McConaughey. Nach Filmen wie Zum Ausziehen verführt, Ein Schatz zum Verlieben, Surfer Dude und Der Womanizer war McC eigentlich schon zur Lachnummer verkommen – bis ein wundersamer Karriereumschwung einsetzte. In Killer Joe, The Paperboy, Mud und Magic Mike spielte der als „Schönling“ Verspottete in den vergangenen Jahren unter ernsthaften Regisseuren, bis hin zu den Big Playern Scorsese und Nolan im Jahr 2014. Dallas Buyers Club hat zwar keinen namhaften Regisseur, aber vielleicht die Rolle seines Lebens: Als todkranker Gauner und Südstaaten-Redneck heimste McConaughey zum ersten Mal eine Golden Globe-Nominierung ein. Da bei den Oscars mindestens neun aussichtsreiche Kandidaten auf fünf Plätze kommen, könnte es hier jedoch eng werden. Bessere Aussichten hat da ein anderer: Nebendarsteller Jared Leto, der sich bereits über einige Auszeichnungen freuen durfte.
Ebenfalls Chancen auf eine Nominierung darf man Judi Dench einräumen, die sich in dem britischen Drama Philomena gemeinsam mit einem Journalisten der BBC, gespielt von Steve Coogan, auf die Suche nach ihrem Sohn begibt. Als aussichtsreicher Kandidat für Nominierungen und Auszeichnungen galt auch George Clooneys Monuments Men. Er selbst, Matt Damon, Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin spielen darin eine Sondereinheit der US-Armee, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wertvolle Kunststücke in Deutschland vor der Zerstörung durch die Nazis retten soll. Da der Film in den USA jedoch nicht mehr 2013 gestartet wurde, gibt’s natürlich auch keine Chancen auf Oscar-Nominierungen (theoretisch im nächsten Jahr, aber die Zeitspanne bis dahin ist viel zu lang). Immerhin feiert Monuments Men seine Premiere auf der diesjährigen Berlinale.
Einer, dessen Filme auf vielen Festivals laufen und ausgezeichnet werden, der aber mit den Oscars nicht viel am Hut hat, ist der Däne Lars von Trier, einer der gegenwärtig umstrittensten Filmemacher. Nach Antichrist und Melancholia beschließt er mit Nymphomaniac, einer Geschichte über Sexsucht, nun seine „Trilogie der Depression“. Über kaum einen Film des Jahres 2014 wurde bislang ausgiebiger berichtet als diesen, vor allem hinsichtlich der Frage, in welcher und in wie vielen Versionen er denn nun auf den Markt kommt. Vollkommene Klarheit scheint diesbezüglich noch immer nicht zu herrschen: Nach aktuellem Stand läuft im Februar der erste und folgt im April der zweite Teil. Ob in einer Hardcore- oder einer zensierten Softcore-Variante ist wohl noch offen.
Werfen wir einen Blick nach Hollywood, das im Februar in Sachen Blockbusterkino so langsam in die Gänge kommt, wirklich Vielversprechendes dabei aber noch nicht in Aussicht stellt. So schickt sich die Neufassung von RoboCop an, ein noch unbeliebteres Remake als jenes zu Total Recall zu werden. Im Trailer wirkt die Action jedenfalls extrem glatt und das PG-13-Rating dämpft die Erwartungen zusätzlich. Schade eigentlich, dass das wohl nichts wird, denn sowohl vom ursprünglich vorgesehenen Darren Aronofsky als auch vom nun inszenierenden José Padilha (Tropa de Elite-Filme) hatten sich einige sicher ein bisschen mehr erhofft.
Auch in Pompeii sollte man wohl nicht allzu viele Hoffnungen setzen. Zwar deutet der Trailer an, dass die Zerstörung der antiken Stadt visuell einiges zu bieten haben könnte. Allerdings deutet der Trailer auch genügend störende Story-Elemente an. Zudem heißt der Regisseur Paul W.S. Anderson. Die Hollywood-Produktion, die im Februar vielleicht am Ehesten gefallen könnte, ist meiner Ansicht nach Winter’s Tale. Darin spielt Colin Farrell einen Dieb im 20. Jahrhundert, der sich in eine Frau verliebt, die kurze Zeit später stirbt. Daraufhin findet sich sein Charakter plötzlich in der Gegenwart wieder, ohne Erinnerungen an sein bisheriges Leben. Mit von der Partie sind Jennifer Connelly, William Hurt, Russell Crowe und Will Smith, der im Trailer komischerweise gar nicht auftaucht. Könnte eine ziemlich wirre oder auch kitschige Angelegenheit werden (Starttermin ist der Tag vorm 14. Februar), vielleicht aber auch ein hübsch gefühlvolles Teil. Dass Akiva Goldsman (Drehbuch-Oscar für A Beautiful Mind) erstmals Regie führt, macht jedenfalls neugierig.
Und auch im Februar der Blick aufs deutsche Kino: Stromberg – Der Film wird vermutlich all jenen Spaß machen, die diesen auch schon mit der Serie hatten (also Leute wie ich). Die Doku Zero Killed lässt gewöhnliche Menschen ihre Mordphantasien mit sich selbst in der Hauptrolle ausleben (erinnert – wenn natürlich kaum zu vergleichen – ein wenig an den Oscarmitfavoriten The Act of Killing). Und schließlich Vaterfreuden, ein Film mit einem Trailer, den man eigentlich sofort wieder vergessen, aber andererseits wiederum auch nicht unerwähnt lassen möchte. Matthias Schweighöfer kommt mit der nächsten Banalität um die Ecke, die diesmal auf der Prämisse beruht: Frettchen beißt ihm in die Eier. Dann ist er impotent. Den letzten Schweighöfer-Film sahen zweieinhalb Millionen Deutsche. Allein der Frettchen-Gag wird sicher ähnliche Massen ins Kino strömen lassen. Oh, du große Filmnation.