März
Wenn am 2. März die Academy Awards verliehen werden, wird das deutsche Kinopublikum noch nicht in den Genuss aller relevanten Filme gekommen sein. Insbesondere Spike Jonzes romantische SciFi-Tragikomödie Her ist für einige Nominierungen gut. Bei den Golden Globes sind der Film, das Drehbuch und Joaquin Phoenix als Hauptdarsteller nominiert. Die L.A.-Kritiker und das National Board of Review haben Her bereits zum besten Film des Jahres ernannt. Dass all das wohl nicht von ungefähr kommt, sieht man dem Trailer an. Ich persönlich sehe die erneute Zusammenarbeit von Phoenix und Amy Adams als gutes Omen, schließlich gab’s das auch schon in The Master, einem der besten Beiträge des abgelaufenen Kinojahres. Andererseits bleibe ich skeptisch, da Jonzes vorheriger Film Wo die wilden Kerle wohnen für mich zu den größten Enttäuschungen der vergangenen Jahre zählt.
Für zwei Filme, die man klassisch unter „oscar bait“ einsortieren könnte, scheinen Nominierungen zumindest in den Darstellerkategorien möglich. In Saving Mr. Banks spielt Tom Hanks den Micky Maus-Erfinder Walt Disney und Emma Thompson „Mary Poppins“-Autorin P. L. Travers. Beide haben bereits zwei Goldjungen im Regal stehen (alle vier Siege datieren übrigens aus den vier Jahren von 1993 bis 1996).
Auf zusammen vier Oscars kommen auch die beiden Darstellerinnen, die sich für ihre Rollen in der Tragikomödie Im August in Osage County Hoffnungen auf Nominierungen machen dürfen. Allerdings gehen drei davon auf das Konto von Meryl Streep und eine auf jenes von Julia Roberts. Im Film geht es um eine dysfunktionale Familie, die in ihrer Heimat nach langer Zeit wieder vereint wird. Teil dieser Familie sind unter anderem noch Chris Cooper, Ewan McGregor, Abigail Breslin und Benedict Cumberbatch.
Was ziemlich nach Staraufgebot klingt, entpuppt sich rasch als Dilettantenstadtl, wenn man sich einmal folgende Aufzählung zu Gemüte führt: Saoirse Ronan, Edward Norton, Ralph Fiennes, Jude Law, Bill Murray, Léa Seydoux, Owen Wilson, Jason Schwartzman, Willem Dafoe, Tilda Swinton, Adrien Brody, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Tom Wilkinson. Tatsächlich spielen die alle in einem einzigen Film und natürlich handelt es sich weder um einen Tarantino noch um einen Soderbergh und schon gar nicht um einen Malick, der ausnahmsweise mal nicht seinen halben Star-Cast aus dem fertigen Film rausschneidet. Nein, Grand Budapest Hotel ist – insbesondere die Kombination aus Owen Wilson, Jason Schwartzman und Bill Murray verrät es – der neue Streifen von Wes Anderson, der selbst für seine Verhältnisse eine unfassbare Zahl an bekannten Gesichtern vereint. Und viele von ihnen werden sich am 6. Februar vermutlich in Berlin aufhalten, wenn Andersons neuestes Kuriositätenkabinett die Berlinale eröffnet.
Neben vielen großen Namen gibt’s im März noch reichlich Action aus Hollywood. So startet acht Jahre nach 300 nun dessen Nachfolger 300: Rise of an Empire. Regie führt diesmal allerdings nicht Zack Snyder, der bekanntlich gerade Batman vs. Superman vorbereitet, sondern der bislang ziemlich unbekannte israelische Regisseur Noam Murro. Dem Trailer nach zu urteilen, bleibt dieser dem Stil von Snyders Erstling treu. Grundsätzlich sieht das im Trailer auch gar nicht mal schlecht aus und könnte eine gelungene Fortsetzung ergeben.
Viel Action verspricht auch der Trailer zur Videospielverfilmung Need for Speed. Ob am Ende ein sich ebenso wichtig nehmendes und überhektisch zusammengeschnittenes Produkt wie bei The Fast and the Furious und dessen fünf Fortsetzungen herauskommt, ist noch nicht ganz klar. Zumindest in Sachen Starpower hat NfS klar das Nachsehen. Einen ordentlichen Eindruck hinterlässt der Trailer zu Non-Stop. Liam Neeson spielt daran einen Air Marshall, dem es hoch über den Wolken an den Kragen geht. Erst droht ein unbekannter Mitreisender damit, im 20-Minuten-Takt Passagiere umzubringen (und beginnt damit, dies in die Tat umzusetzen), dann gerät Neesons Charakter selbst ins Visier der Verdächtigungen. Regisseur Jaume Collet-Serra (Unknown Identity, Orphan, House of Wax) traue ich da durchaus einen hübschen kleinen Genrestreifen zu.
Das ganze Gegenteil von „klein“ erwartet uns dann vermutlich gegen Ende des Monats, wenn Captain America 2: The Return of the First Avenger ungewöhnlich früh die Blockbuster-Saison eröffnet. Ungewöhnlich ist sicherlich auch, dass aus einem englischen Originaltitel (Captain America: The Winter Soldier) in Deutschland einfach ein ganz anderer englischer Titel wird. Vielleicht trifft es das Wort „dämlich“ besser als das Wort „ungewöhnlich“. Ungewöhnlich zum Dritten ist auch die Ankündigung, dass sich der Einsatz von CGI hier in Grenzen halten soll. Was zu den Effektegewittern vor allem in The Avengers sicher mal eine nette Abwechslung wäre. Was von dem Film, in dem die von Scarlett Johansson gespielte Black Widow offenbar eine größere Rolle abbekommen hat, zu erwarten ist, lässt der Trailer offen. Allzu hoch hat der Vorgänger die Messlatte ja nicht gelegt.