Von 12 Years a Slave bis SpongeBob 3D – die Jahresvorschau 2014

April

Seit Memento stand Kameramann Wally Pfister Regisseur Christopher Nolan treu zur Seite – 2014 gehen sie erstmals getrennte Wege. Während Nolan für seinen neuen Film auf die Dienste des Schweizers Hoyte Van Hoytema zurückgreift, wagt Pfister den Sprung auf den Regiestuhl. Liest man nur die Inhaltsangabe, könnte man sich aber auch in einem Nolan-Streifen wähnen. Transcendence erzählt vom gesammelten menschlichen Wissen, Gedankenübertragung, der Technologischen Singularität und radikalen Modernisierungsgegnern. Sehr ambitionierter Stoff also für einen Debütfilm. Mit von der Partie sind Johnny Depp, Kate Mara, Morgan Freeman, Rebecca Hall, Cillian Murphy und Paul Bettany.

Snowpiercer
Snowpiercer (MFA)

Eine andere Zukunftsversion, und zwar definitiv eine düstere, entwirft der Südkoreaner Bong Joon Ho (MotherThe Host) in seinem ersten englischsprachigen Film Snowpiercer. Darin rast ein Zug, an Bord die Restbevölkerung der Erde, durch eine eisige Postapokalypse: Die obere Klasse sitzt vorne, die untere weiter hinten – zwischen beiden kommt es zum Kampf. Ein unverbrauchtes Szenario, Klassenkampf und frostige Bilder – die Zutaten für einen interessanten SciFi-Beitrag stimmen. Hoffen wir, dass es in Deutschland auch die Original-Schnittfassung zu sehen geben wird. Denn Produzent Harvey Weinstein hält zumindest das US-Publikum für zu dumm und möchte diesem eine alternative Schnittfassung auftischen, mit der sich dann auch der Rest der englischsprachigen Welt zufrieden geben müsste. Da dies Deutschland bekanntlich nicht mit einschließt, könnten wir Glück haben.

Apokalypse gibt’s im April aber auch auf die klassische Art, wenn Arthouse-Regisseur Darren Aronofsky die Geschichte von Noah, gespielt von Russell Crowe, neu erzählt. Bildgewaltig wird es dem ersten Trailer nach zu urteilen auf jeden Fall. Ob es für die größte Effekteschlacht des Monats reicht, bleibt allerdings abzuwarten, schließlich startet auch die Fortsetzung The Amazing Spider-Man 2. Nach dem weitgehend gelungenen Reboot im vorletzten Jahr soll es diesmal offenbar eine Nummer größer werden: Mit Electro (Jamie Foxx), Rhino (Paul Giamatti) und dem Grünen Kobold sind bereits drei Gegenspieler bekannt, weitere werden im Trailer angedeutet. Im zweiten Teil dürfte wohl vor allem Electro im Mittelpunkt stehen – perspektivisch läuft es jedoch auf ein Zusammenfinden der „Sinister Six“ hinaus. Unklar ist auch noch, welchen Charakter Felicity Jones verkörpern wird. Intensiv spekuliert wird über die Black Cat. Shailene Woodley war bereits als Mary-Jane gecastet und stand auch schon vor der Kamera. Weil sich aber sowieso schon genügend Charaktere in diesem Film tummeln, fiel ihre Rolle der Schere zum Opfer. Hoffen wir, dass sich alte Fehler hier nicht wiederholen; Sam Raimis dritter Spider Man-Teil litt schließlich auch unter der Masse an Gegenspielern.

Kommen wir zu Filmen, bei denen zuerst der starke Cast in den Blick gerät. Out of the Furnace erzählt eine männliche Rachegeschichte aus dem amerikanischen Hinterland. Mit dabei: Woody Harrelson, Christian Bale, Casey Affleck, Sam Shepard, Willem Dafoe und Forest Whitaker. In The Two Faces of January lässt sich Oscar Isaac (Inside Llewyn Davis) vom Ehepaar Kirsten Dunst und Viggo Mortensen in kriminelle Machenschaften verwickeln. Regie führt dabei erstmals Hossein Amini, der beispielsweise das Drehbuch zu Drive schrieb. Und schließlich lässt Labor Day Kate Winslet und Josh Brolin aufeinandertreffen. Brolin spielt darin einen entflohenen Mörder, der sich bei der alleinerziehenden und nichts ahnenden Winslet einquartiert. Nach Thank You for SmokingJunoUp in the Air und Young Adult scheint Jason Reitman nun erstmals gänzlich auf Humor zu verzichten.

Mit Devil’s Due scheint im April auch endlich das Genre des Horrorfilms den Start ins Jahr 2014 zu schaffen. Mit „Found Footage“ kann ich zwar eigentlich wenig anfangen und inhaltlich bewegt sich das wohl auch auf bekanntem Terrain (Paar stellt fest, dass es scheinbar den Antichristen zur Welt bringt). Allerdings sehen einige Szenen im Trailer gut aus und das R-Rating lässt auf kompromisslosen Schrecken hoffen. Vermutlich mit deutlich niedrigerer Freigabe geht Lego an den Start; ein Film, der wohl nicht mit seiner Handlung zu begeistern wissen wird, hoffentlich aber mit seiner visuellen Umsetzung. Dass die Regisseure vom ersten Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen inszenieren, stimmt mich in dieser Hinsicht sehr zuversichtlich.

 

Mai

Im Mai könnten Freunde aufwändig bebilderter Neuinterpretationen von klassischen Märchen auf ihre Kosten kommen. In Maleficent gibt Angelina Jolie die böse Hexe, aus deren Sicht die Dornröschen-Geschichte erzählt wird. Dakota-Schwester Elle Fanning spielt die Prinzessin, die allen Spindeln ausweichen sollte. Regisseur Robert Stromberg hat zwar noch keine Erfahrung als Regisseur, war jedoch an Filmen wie Der goldene KompassPans LabyrinthDie fantastische Welt von Oz und Alice im Wunderland künstlerisch beteiligt. Zumindest schön aussehen dürfte Maleficent also. Ähnliches gilt wohl für Die Schöne und das Biest von Christophe Gans, der schon mit Silent Hill und Der Pakt der Wölfe visuell ansprechende Genre-Filme abgeliefert hat. Vincent Cassel und Léa Seydoux sind in den Hauptrollen zu sehen.

Gewaltige Bilder, aber auch inhaltliche Substanz verspricht das neue Werk von Monsters-Regisseur Gareth Edwards. Sein nicht einmal eine Million Dollar teurer Indie-Hit verzückte vor drei Jahren zahlreiche Genrefans und qualifizierte ihn für eine höhere Aufgabe: Godzilla. Zum 60. Jubiläum versucht sich Hollywood erneut an dem radioaktiv verseuchten Monster und schickt unter anderem Elizabeth Olsen, Aaron Taylor-Johnson, Bryan Cranston, Ken Watanabe, Sally Hawkins und Juliette Binoche in die Schlacht. Der erste Trailer ist atmosphärisch dicht und das, was bisher von Godzilla selbst zu sehen war, ist auch vielversprechend.

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (20th Century Fox)

Nach Captain America im März und Spider-Man im April geht im Mai der dritte Comic-Blockbuster des Jahres an den Start: X-Men: Zukunft ist Vergangenheit erzählt die Geschichte aus First Class und vermutlich auch die aller Vorgängerfilme weiter und scheint so etwas wie ein Best of der bisherigen Reihe zu werden. Nicht nur ist Bryan Singer, Regisseur der ersten beiden Teile, zurückgekehrt, auch treffen die alten X-Men nun auf die neuen. Schaut man auf den weiblichen Teil des Casts, findet man dort mittlerweile drei Oscar-Gewinnerinnen (Halle Berry, Jennifer Lawrence, Anna Paquin – mittlerweile wurde jedoch bekannt, dass letztere komplett aus dem Film herausgeschnitten wurde) und eine Nominierte (Ellen Page). Bei den Herren sieht es nicht ganz so, aber ähnlich beeindruckend aus. Hinzu kommt der bis jetzt am Heftigsten auf Epicness getrimmte Trailer eines kommenden Sommer-Blockbusters. Nun muss Singer den Erwartungen „nur noch“ gerecht werden.

Gleich zu Beginn des Monats startet einer der heiß erwarteten Indie-Filme des neuen Jahres: Fruitvale Station. Michael B. Jordan (Chronicle) spielt darin einen Kleinganoven, der den letzten Tag des Jahres 2008 nicht überleben wird. Aufgrund des stark verspäteten Starts in Deutschland hat der Film etwas an aktueller Brisanz verloren. In den USA war er etwa gleichzeitig zum Gerichtsprozess im Todesfall Trayvon Martin zu sehen, als das Land wieder einmal über Rassismus diskutierte. Darum und um Polizeigewalt geht es auch in Fruitvale Station. Das mit zahlreichen Preisen geehrte Drama gewann unter anderem in Sundance.

Neben Märchen, Action und Indie-Drama hält der Mai noch mindestens zwei potentiell witzige Komödien bereit. In Bad Neighbors liefern sich Seth Rogen und Rose Byrne auf der einen sowie Zac Efron auf der anderen Seite einen heftigen Nachbarschaftsstreit, den Nicholas Stoller, einer aus der Apatow-Clique, mutmaßlich brachialhumorig inszeniert. Und A Million Ways to Die in the West ist nach Ted der zweite Kinoausflug von Family Guy-Schöpfer Seth MacFarlane, der diesmal an der Seite von Charlize Theron, Amanda Seyfried, Liam Neeson, Neil Patrick Harris, Giovanni Ribisi und Sarah Silverman auch selbst mitspielt. Das Ganze läuft unter dem Etikett „Western-Komödie“ und ist – anders als Ted – hoffentlich nicht nur eine Halbzeit lang lustig.

 

Juni

Den Juni darf man dank Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien getrost überspringen. Nicht, weil der Wille fehlt, nebenbei Abwechslung im Filmtheater zu suchen. Nein, die Verleiher trauen sich einfach – wieder einmal – nicht, Blockbuster oder interessante Arthouse-Produktionen gegen ein Sport-Großereignis laufen zu lassen. Bleiben für Cineasten eigentlich nur die Sneak Preview, kleinere Kinos mit speziellen Filmreihen sowie Filme aus dem Repertoire oder – wenn man den Begriff nicht ganz so wörtlich nimmt – der Griff zur DVD.

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