Die Taschendiebin

Die Taschendiebin - Koch FilmsWieder einmal ist bei Park Chan-wook („Oldboy“) einiges nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint. Diese Feststellung bezieht sich sowohl auf die Perspektive des Zuschauers als auch auf jene sämtlicher Protagonisten. Für uns, das Publikum, macht es zunächst den Eindruck, als ob sich die Taschendiebin Sookee (Kim Tae-ri), die dem im Englischen „The Handmaiden“ genannten Film den ansonsten wenig sinnvollen deutschen Titel verleiht, als Dienstmädchen ausgibt, um das Vertrauen des reichen Fräuleins Hideko (Kim Min-hee) zu gewinnen. Dieses soll sich nach dem Eintreffen des Hochstaplers Fujiwara (Ha Jung-woo) verlieben und sich später – nicht ganz freiwillig – von ihrem Vermögen trennen. Selbstverständlich nimmt die Handlung jedoch eine andere Entwicklung als zunächst erwartet. Dabei sind nicht nur die drei Hauptcharaktere zumindest eine Zeitlang über das eigentliche Geschehen nicht ganz im Bilde, sondern auch die Zuschauer benötigen mehrere Perspektivwechsel, um die Lügen und Intrigen zu durchschauen. Park Chan-wook setzt diesmal weniger auf Verstörendes und Schockierendes, so wie etwa in eingangs erwähntem Meisterwerk, sondern mehr auf Raffinesse und Ironie – wenngleich es auch hier teils sehr bizarr zugeht. Die Taschendiebin ist clever erzählt und macht trotz langer Laufzeit von der ersten bis zur letzten Minute Spaß. Etwas ratlos haben mich lediglich die freizügigen, lesbischen Sexszenen zurückgelassen. Wenn ein Mann so etwas inszeniert, weiß man nie so genau, warum er das eigentlich gemacht hat. Was für ihn spricht: „Die Taschendiebin“ ist grundsätzlich ein Film, der von starken Frauen und schwachen Männern erzählt. Hinzu kommt: So lustig wie hier ist Sex selten inszeniert – man denke nur an den aus Vagina-Sicht gefilmten Cunnilingus und die den Akt begleitenden Kommentare.

 

 

Filmplakat: Koch Films

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