Jurassic World

jurassic_world_posterStets dem neusten Wow-Faktor und Trend hinterherjagend, um mehr und mehr Besucher anzulocken, nahmen sie die alte DNA ihrer besten Schöpfung und kombinierten sie nach Belieben mit den Genen anderer mächtiger Wesen von damals und heute, um das perfekte Monster mit allen sensationsträchtigen Eigenschaften zu erschaffen: Jurassic World. Nach der gleichen Formel wurde indes der fürchterliche Indominus Rex erschaffen – die große neue Gefahr im dritten Nachfolger von „Jurassic Park“, mit dem Steven Spielberg Anfang der 90er einen weiteren persönlichen Blockbuster-Meilenstein ablieferte. 22 Jahre nach der ersten Dinosauerier-Katastrophe steht der Vergnügungspark erneut und ist so gewaltig und vielseitig wie nie. Von Streichelzoos mit Babydinos für Kindergartenkinder bis zu „Sea World“-artigen Live-Fütterungen von blauwalgroßen Raubsaurierfischen ist für die ganze Familie etwas dabei. Leider kommen aber ausgerechnet an dem Tag, als es mit der neusten Saurierkreuzungsattraktion Probleme gibt, die Neffen von Produktionsmanagerin Claire (Bryce Dallas Howard) zu Besuch. Hat sie nicht schon genug am Hals mit ihrem naiven, größenwahnsinnigen aber gutherzigen Milliardär-Chef Simon (Irrfan Khan) und den ständigen Avancen von Raptor-Experte Owen (Chris Pratt)? Und als wäre ein mordlustiger Superdino nicht schlimm genug, will auch noch das Militär das entstehende Chaos für eine Art Soldaten-Raptoren-Feldtest nutzen, oder was auch immer. Diese grobe Andeutung der Handlung von „Jurassic World“ klingt nicht zufällig wie die Kombination aus Familienkomödie und Trash-Monster-Horrofilm-Nummer-15. Der Film von Regisseur Colin Trevoroww scheint sehr darum bemüht zu sein, so viele bekannte Blockbustermomente und Kultfilmszenen wie möglich nachzustellen, um auch ja kein kitschiges Bombast-Klischee und keine Referenz auf kultige „Jurassic Park“-Bilder zu verpassen. „Jurassic World“ versucht noch zwangsgestörter gefällig den vermeintlichen Massengeschmack zu treffen als, sagen wir „Transformers 4“. Es ist allein dem Talent der Hauptdarsteller und dem mehr als selbstbewussten Handwerk von Kamera, Setdesign und Effektstudio zu verdanken, dass man sich trotzdem nicht völlig langweilen muss. In Sachen Selbstreferenzialität wird den Figuren gerade am Anfang so manche bissige Bemerkung über die Sensationsgier und den Profitwahn der Investoren in den Mund gelegt. Und für einen Augenblick mag man denken, der ganze Film sei eine einzig große Persiflage auf alles, was an Hollywood und der Konsumkultur lächerlich und bedenklich ist. „Jurassic World“ ist ein kugelrunder Spiegel oder ein schwarzes Loch für Kinogeilheit. Er ist ein frankensteinischer Zombiedino, der sein eigenes Antlitz im Spiegel zwar nicht wiedererkennt, sich aber dennoch ziemlich stylisch findet. Und um die Metapharzüchtung auf die Spitze zu treiben: Mit „Jurassic World“ hat Hollywood endlich die große Schlange Uroboros ausgebrütet, die in ihren eigenen Schwanz beißt, um sich selbst zu verschlingen. Aber ich bin mir sicher, irgendwo arbeitet irgendwer schon an Uroboros Version 2.0.

 

 

Filmplakat: Universal Pictures

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.