Wir sind die Besten!

We-Are-the-Best-Movie-Poster-Large„Punk’s not dead!“, brüllt die zwölfjährige Klara (Mira Grosin) aus dem Zimmer stürmend ihre blond gelockten Klassenkameradinnen an, die ihr zuvor noch mit Hairstyling-Tipps und Kritik an Klaras Mohawk in den Ohren gelegen haben. Doch die zwei raffen es nicht – genauso wenig wie Klaras Eltern. Oder die Mutter von Bobo (Mira Barkhammar), Klaras beste Freundin. Selten hat die schüchterne Bobo mit dem kurzen Strubbelhaar und der Bibliothekarsbrille ihre alleinerziehende Mum für sich allein, wenn nicht gerade ein neuer Liebhaber oder eine Partygesellschaft daheim ist. Bei Klara fühlt sie sich mehr daheim. Gemeinsam lauschen sie von Kassette ihren Lieblingspunkbands, spielen Streiche in der Schule und schwärmen von Jungs. Aus purem Zufall und um ein paar arroganten Möchtegern-Punkern eine Lektion zu erteilen, schreiben sie sich für den Proberaum im Jugendzentrum ein und entwickeln die fixe Idee, selbst eine Punk-Band zu gründen. Weil es Spaß macht. Weil sie sich im Punk wiederfinden. Und um es der dummen Welt der 80er so richtig zu zeigen! Um zu beweisen, dass Punk nicht tot ist. Doch da sie nicht den blassen Schimmer von Instrumenten oder dergleichen haben, versuchen sie die religiöse aber extrem talentierte Gitarrenspielerin Hedvig (Liv LeMoyne) in die Band zu holen. Wir sind die Besten! ist der siebte Spielfilm des schwedischen Autors und Regisseurs Lukas Moodysson, der zuletzt 2009 „Mammoth“ mit Michelle Williams in die Kinos brachte. Die sechsjährige Spielfilm-Pause hat sich jedoch ausgezahlt: Moodysson kehrt mit „Wir sind die Besten!“ – basierend auf der Graphic Novel „Never Goodnight“ seiner Ehefrau Coco – gewissermaßen zu seinen filmischen Wurzeln und zum Ton seines brillanten Erstlings „Raus aus Åmål“ zurück, indem er sich auf das gewöhnlich-magische Leben junger Jugendlicher konzentriert. Seine Kamera wohnt als unaufgeregter, unsichtbarer Beisitzer den alltäglichen, nebensächlich-komischen und verräterisch-verletzlichen Dialogen seiner Protagonistinnen bei, die nicht dazu gehören. Weder werden sie von ihren Altersgenossen noch von ihren Eltern verstanden. Nähe, Wert und Verständnis finden sie im Rebellieren, im Punk und in der naiven wie absoluten Freundschaft untereinander, die von einer Sekunde auf die andere von vollem Vertrauen zu gefühltem Verrat kippen kann. Der besondere Zauber der Filme Moodyssons liegt in der Sensibilität und Ernsthaftigkeit, mit der er sich der unbedingten, extrem erlebten Lebenswelt seiner jugendlichen Charaktere verschreibt, ohne sie wie üblich durch die nüchterne Erwachsenenlinse zu brechen. Das macht „Wir sind die Besten!“ zu einem kleinen, unscheinbaren Meisterwerk voller kalter knisternder Sehnsucht und warm glühender Freude und Hoffnung.

„Wir sind die Besten!“ ist Teil des Festivals On Tour Nordlichter – Neues Skandinavisches Kino und wird unter anderem als nächstes am Montag den 29. März im Dresdner Kino im Dach sowie im Lüneburger Scala Programmkino gezeigt.

 

 

Filmplakat: Kulturprojektor

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